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Samstag, 9. November 2013, 01:44

Cyclomedia -- 360x180°-Panoramen

Da fahren wir ganz unschuldig durch unseren Stadtteil ... .
Plötzlich Tatüüü-Tataaaa und zwei Autos, die echt komisch aussehen.
Das eine ist blau und es steht Pozilei drauf und das andere hat ne dunkle Lampe auf dem Dach und bremst unvermittelt. Das blaue Auto bremst auch und aus ihm springen zwei schwarz gekleidete Gestalten in feschem Tempo.
Einer stellt sich ein wenig abseits und fingert schon breitbeinig seiner Wumme rum.
Der andere stürmt zum Auto mit der dunklen Lampe drauf.
Beobachtung Ende!

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Ich habe dann mal geschaut: Von Cyclomedia ist die Kiste und die dunkle Lampe ist -- Ihr ahnt es sicher schon -- eine Panorama-Kamera.
Ähnlich wie bei Google-Street-View werden hier aus dem fahrenden Auto heraus Panoramen gemacht für verschiedene Auftraggeber (auch Behörden). Derzeit sind sie in Frankfurt unterwegs .

Das fand ich zunächst ziemlich unbehaglich. Zwar könnte ich Widerspruch einlegen, bekomme die Bilder jedoch vorab gar nicht zu Gesicht.
Wogegen soll ich dann Widerspruch einlegen?
Auf der anderen Seite werden die Bilder nicht im Internet veröffentlicht und damit wie bei Google einer breiten Masse zur Verfügung gestellt.
Ist ein Widerspruch damit überhaupt nötig, frage ich mich?
Nur weiß ich gerade nicht, womit ich mich wohler fühle: Dass die Bilder nicht "öffentlich" gezeigt werden oder dass sie nur einer "Elite" zur Verfügung stehen.

Nun haben wir das Auto ja erblickt und ich könnte was unternehmen, keine Frage.
Was mich im Grunde aber wirklich bewegt ist die Tatsache, dass noch mehr von diesen Panorama-Autos durch die Gegend fahren und man im Normalfall nüscht davon erfährt, weil die Aktion einfach nicht so prominent ist wie seinerzeit bei Google.
Andererseits bekomme ich ja auch nicht immer mit, wenn ich von normalen Leuten auf normale Fotos gebannt werde.
Am Ende verlasse ich mich auf mein Gefühl und das ist gerade zweifelnd.

Schmunzeln kann ich bei der Sache allenfalls darüber, dass die Polizei das Fahrzeug mit Hölle-Tamtam gestoppt hat.
;)

Zur Info für Euch und der Ein oder Andere wird dazu sicher auch noch einen Gedanken haben.

Ahoi
Claudia

2

Samstag, 9. November 2013, 02:30

... Zwar könnte ich Widerspruch einlegen ...

Wie kommst du auf die Idee, dass du Widerspruch einlegen könntest?

Gérard

4

Samstag, 9. November 2013, 13:41


Da steht aber:

"Unkenntlichmachung

Wenn Sie Widerspruch einlegen, so werden Gesichter, Häuser und Kfz-Kennzeichen in dem Bildmaterial, das über das Internet bereitgestellt wurde,unkenntlich gemacht."


Nach dem Bericht ist keine Veröffentlichung im Internet vorgesehen. In der Verwaltung wird man also dein Gesicht auch weiterhin betrachten können/dürfen - für amtsinterne Zwecke, versteht sich. ;-)

Gérard

5

Samstag, 9. November 2013, 14:38

Wäre auch sehr interessant wie du den Einspruch einreichen möchtest.
Da ich davon ausgehe, dass du nicht immer mit einem von allen Seiten sichtbaren Adressaufkleber rumrennst wird es wohl schwierig dich überhaupt auf den Bildern zu finden...
Du kannst natürlich Bilder aus allen erdenklichen Perspektiven und mit unterschiedlicher Kleidung zum Abgleich schicken - aber da hast du dann mit dem Schinken nach der Wurst geschmissen.

Ich glaube du gewöhnst dich besser daran, dass im öffentlichen Raum heute eine Menge Kameras (mobil und stationär) unterwegs sind und du eben auch mal unfreiwillig auf dem einen oder anderen Foto landest. Genau das ist einer der Hintergedanken des unter Panoramafreiheit bekannten Sachverhaltes.

Auf deinen Panoramen sind ja auch teilweise Menschen. Da finde ich es schon ein wenig merkwürdig, dass du anderen (die die Bilder vermutlich nicht einmal veröffentlichen) Vorschriften machen möchtest.

Grüße
Marcus

D_i_r_k

Super-User

Beiträge: 361

Wohnort: Dortmund

Beruf: Luftbildfotografie, Luftbildpanoramen, Videoflüge für Film und Fernsehen, Fotograf

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6

Sonntag, 10. November 2013, 10:35

Im öffentlichen Raum darf Jeder auch alles fotografieren (bis auf wenige Ausnahmen). Auch Menschen, Gebäude etc.

Das "Recht am eigenen Bild" bezieht sich auf Veröffentlichungen der Fotos, die nur mit Genehmigung der abgebildeten Person geschehen dürfen (auch hier wieder Ausnahmen wie Panoramafreiheit etc.).

Für die Details dazu einfach mal googeln.

Die Unkenntlichmachung von Google etc. geschieht auf freiwilliger Basis, um möglichen Rechtsstreitigkeiten vorzubeugen.

7

Montag, 18. November 2013, 18:38

Wäre auch sehr interessant wie du den Einspruch einreichen möchtest.
Da ich davon ausgehe, dass du nicht immer mit einem von allen Seiten sichtbaren Adressaufkleber rumrennst wird es wohl schwierig dich überhaupt auf den Bildern zu finden...
Du kannst natürlich Bilder aus allen erdenklichen Perspektiven und mit unterschiedlicher Kleidung zum Abgleich schicken - aber da hast du dann mit dem Schinken nach der Wurst geschmissen.

Ich glaube du gewöhnst dich besser daran, dass im öffentlichen Raum heute eine Menge Kameras (mobil und stationär) unterwegs sind und du eben auch mal unfreiwillig auf dem einen oder anderen Foto landest. Genau das ist einer der Hintergedanken des unter Panoramafreiheit bekannten Sachverhaltes.

Auf deinen Panoramen sind ja auch teilweise Menschen. Da finde ich es schon ein wenig merkwürdig, dass du anderen (die die Bilder vermutlich nicht einmal veröffentlichen) Vorschriften machen möchtest.

Grüße
Marcus


Lieber Marcus,

jetzt muss ich mich doch wundern:
Einerseits über die Schärfe Deiner Formulierung (die ich so von Dir nicht kenne) und andererseits darüber, dass Du den Eindruck gewonnen hast, ich wolle nun unbedingt Einspruch einlegen und "Vorschriften" machen.
Alles von Dir Genannte ist mir bekannt und das habe ich auch zum Ausdruck gebracht.
Bei Google war/ist es schlicht so, dass ein Jedermann und Jederfrau davon wusste -- auch darüber, Einspruch einlegen zu können.
Zudem bekommt man dort die Ergebnisse auch zu Gesicht und kann reagieren.
Das ist im vorliegenden Fall anders. Auf der einen Seite gut, denn dann sieht die breite Masse die Bilder nicht. Auf der anderen Seite schlecht, denn ich weiß nicht, wer sie zu Gesicht bekommt.
Auf die Tatsache, dass Panoramafreiheit auch hier gilt, bin ich ja bereits eingegangen.
Insgesamt wollte ich Eure Meinung dazu wissen -- welche Gedankengänge habt Ihr dazu und wie fühlt Ihr Euch dabei.
Mehr nicht.
Davon, dass ich unbedingt Einspruch einlegen wolle, habe ich gar nicht gesprochen. Ich habe abgewogen und mir einfach ein paar Gedanken dazu gemacht!!!
Und wo Du die Sache mit den "Vorschriften machen" heraus liest, bleibt Dein Geheimnis.
Insgesamt fühle ich mich von Dir doch sehr falsch verstanden und bedaure diese Misstöne, die mir von einem geschätzen Buddy "weh tun".

Beste Grüße
Claudia

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »rosalinse« (18. November 2013, 18:44)


8

Montag, 18. November 2013, 22:56

... Zudem bekommt man dort die Ergebnisse auch zu Gesicht und kann reagieren.
Das ist im vorliegenden Fall anders. Auf der einen Seite gut, denn dann sieht die breite Masse die Bilder nicht. Auf der anderen Seite schlecht, denn ich weiß nicht, wer sie zu Gesicht bekommt. ...

In der Mehrzahl der Bundesländer hast du die Möglichkeit einer "Akteneinsicht" (gilt auch für Bilddaten, Datenbanken etc.). Stichwort: Informationsfreiheitsgesetz. In Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Sachsen gibt es ein solches Gesetz allerdings (bisher) leider nicht. Damit weißt du aber nur, welche Daten erhoben wurden. Wer damit arbeitet, kannst du so nicht in Erfahrung bringen. Ein Widerspruchsmöglichkeit gegen die Sammlung von Daten erwächst daraus nicht.

Gérard

Xside

Super-User

Beiträge: 310

Wohnort: Recke

Beruf: Selbstständig

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9

Dienstag, 19. November 2013, 08:38

Was mich grade mehr interessiert ist, warum eine Firma die Straßen-Panorama-Aufnahmen macht mit Polizeibegleitung unterwegs ist.
Die Technik ist sicher teuer aber Begleitschutz mit Finger an der Waffe? Und ich habe den Eindruck, dass Cyclomedia hier eher die Bilder an Firmen verkauft als selbst verwendet, oder?
Diese Panoramen sollen wohl anders, besser hochwertiger, wichtiger sein als die von Google?
Zum Beispiel von Frankfurt sind die Google Street-View-Panos aber auch schon lange online... also wozu?

Mir kommt das sehr merkwürdig vor...

10

Donnerstag, 21. November 2013, 00:55

Was mich grade mehr interessiert ist, warum eine Firma die Straßen-Panorama-Aufnahmen macht mit Polizeibegleitung unterwegs ist.
Die Technik ist sicher teuer aber Begleitschutz mit Finger an der Waffe?
Nein, keine Begleitung: Die haben den Wagen mit Blaulicht angehalten und kontrolliert! Ein kurioser Anblick!
Womöglich wusste die Polizei nüscht von der Aktion. Und nicht nur die nicht.

Und ich habe den Eindruck, dass Cyclomedia hier eher die Bilder an Firmen verkauft als selbst verwendet, oder?
Ja, das tun sie wohl. Wenn ich das richtig verstehe, geht es hier (vielleicht nur vordergründig?) um die Planung insbesondere von Bauvorhaben.

Diese Panoramen sollen wohl anders, besser hochwertiger, wichtiger sein als die von Google?
Ich glaube nicht, dass die sich in einer Reihe mit Goggle sehen, denn wenn es um Planungen geht, müssten für mein Empfinden die Aufnahmen deutlich höher aufgelöst sein, als bei Google.


Zitat

Zum Beispiel von Frankfurt sind die Google Street-View-Panos aber auch schon lange online... also wozu?
S.o. – anderer Zweck.

Ahoi
Claudia

11

Donnerstag, 21. November 2013, 10:04


Und ich habe den Eindruck, dass Cyclomedia hier eher die Bilder an Firmen verkauft als selbst verwendet, oder?
Ja, das tun sie wohl. Wenn ich das richtig verstehe, geht es hier (vielleicht nur vordergründig?) um die Planung insbesondere von Bauvorhaben.

Nach den Pressemitteilungen ist der Auftraggeber der Bilder die Stadt Frankfurt. Die mit den Bildern gewonnenen Informationen werden für eine Vielzahl von Verwaltungsaufnahmen eingesetzt und können helfen Verwaltung etwas efektiver zu machen. Beispiele sind in der Pressemitteilung genannt, die Planung von Bauvorhaben ist dabei nur ein Aspekt:

"Im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main werden ab dem 01.11.2013 für die Dauer von ca. 6 Wochen mit Kameras ausgestattete Autos die Straßen der Stadt befahren und systematisch abfotografieren. Die von der CycloMedia Deutschland GmbH durchgeführten Aufnahmen sollen eine Bestandsaufnahme des öffentlichen Straßenraums und der angrenzenden Bebauung ermöglichen mit dem Ziel eine Datengrundlage für eine Reihe gesetzlich vorgegebener städtischer Aufgaben zu erhalten. Dazu zählen beispielsweise der Aufbau und die Führung eines Verkehrszeichenkatasters, die Zustandskontrolle des Straßennetzes und die Erteilung von Genehmigungen zur Sondernutzung des Straßenraumes. Auch für die Planung verkehrstechnischer Projekte, für die Unterstützung eines städtischen Liegenschaftsmanagements und für die Fortführung der städtischen Kartenwerke stellen die Bilder eine wertvolle Informationsquelle dar."

Von einer Verwertung der Aufnahmen durch Dritte ist an keiner Stelle die Rede - im Gegenteil: Die Stadt Frankfurt teilt extra mit, dass die Aufnahmen nicht im Internet veröffentlicht werden.

Die Fotografie stellt schon immer eine wichtige Arbeitshilfe in der Verwaltung dar und etliche Fotografen konnten und können damit als Dienstleister Geld verdienen. Ein anderes Beispiel ist die Luftbildfotografie. Das Land Berlin lässt z.B. regelmäßig Luftbilder der gesamten Stadt anfertigen. Aktuell haben diese Bilder eine Bodenauflösung von 10 cm. Da kann man die Fußballmannschaft und die Zuschauer auf dem Platz schon ganz gut ausmachen und auch alles, was sich hinter den Häusern im privaten Garten so abspielt - nur beim Ball ist es noch etwas schwierig. Diese Luftbilder stehen für jedermann zur Ansicht im Internet zur verfügung.

Gérard