Der Optimizer ist ein Rechenknecht, der aus gegebenen Werten ein möglichst optimales Panorama erzeugen soll.
Bei der Erstellung von Kugelpanoramen gibt es eine Menge von Parametern zu berücksichtigen und zu berechnen. PTGui versucht, auch denen gerecht zu werden, die nicht manuell in die Kontrollpunkte eingreifen wollen, oder noch nicht so genau wissen, was es dort zu tun gibt. Vermutlich wurde der Simple Mode für diese Zielgruppe programmiert. Was da im Einzelnen geschieht, und welche Funktion jeder Schalter an der linken Seite hat, das weiß ich nicht so genau. Ich verwende ausschließlich den Advanced Mode.
Mit dem Button "Align" werden Kontrollpunkte im gesamten Panorama ermittelt, und der Optimizer versucht, diese mit möglichst geringen Abweichungen zusammen zu bringen. Das ist nicht einfach, denn die Bilder können auf sehr unterschiedliche Weise fehlerbehaftet sein. Am schlimmsten, wenn bei der Aufnahme nicht um den korrekten Punkt gedreht wurde, und die Bilder an den Übergängen unterschiedliche Inhalte (Parallaxenfehler) haben. Grundsätzlich muss PTGui auch wissen, ob die Bilder mit einem Fisheye oder mit einem geradlinig abbildenden Objektiv aufgenommen wurden. Beide Projektionsarten sind so unterschiedlich, dass dafür völlig andere Formeln verwendet werden müssen.
Geradlinig abbildende Objektive tun dies in der Regel nicht so ideal, dass man immer davon ausgehen kann, dass gerade Linien auch wirklich gerade sind. Insbesondere bei Zoomobjektiven gibt es tonnen- oder kissenförmige Verzeichnungen, die beim Zusammensetzen einer Sphäre berücksichtigt werden müssen. Die ohnehin notwendige Verformung der Einzelbilder muss also optimiert werden. Vermutlich sind einige Haken dafür, diese Korrekturen zu beeinflussen. Schwierig wird es bei Objektiven, die eine gemischte, also wellenförmige Verzeichnung erzeugen. Solche Bilder sollte man entweder nicht für Panoramen verwenden, oder die Welle vorher mit geeigneter Software (z.B. PTLens) korrigieren.
Beim automatischen Ermitteln der Kontrollpunkte kann es ebenfalls zu einer Reihe von Fehlern kommen. Nach dem ersten Durchlauf des Optimizers werden alle diese Punkte verwendet und optimiert. Das Ergebnis kann good oder bad in allen seinen Abwandlungen sein. Bei jedem nachträglichen Optimieren wird nicht die vorherige Berechnung wiederholt, sondern aufgrund der vorhandenen Situation neu gerechnet. Die gefunden Kontrollpunkte werden dabei nicht angetastet, sondern es wird nur versucht, sie aufgrund aktueller Optionen möglichst gut in Einklang zu bringen. Ein mehrfaches Optimieren kann jedesmal geringfügig andere Ergebnisse erzeugen, die stets ein wenig besser werden als das vorige.
Nun ist das Programm nicht imstande, Bildinhalte zu erkennen oder gar zu bewerten. Außerdem kann es vorkommen, dass ähnlich aussehende Bildbereiche miteinander verknüpft werden, ohne dass sie wirklich zusammen gehören. Das ist manchmal bei Wiederholungsmustern, Tapeten, Teppichen, Fliesen oder Rolläden so. Oft ist es so, dass das nur einzelne Punkte betrifft. Je mehr Kontrollpunkte ein Bild enthält, um so weniger fallen die Fehlerpunkte ins Gewicht. Dennoch zerren sie das Einzelbild in eine verkehrte Richtung. Das Ausmerzen dieser Punkte kann man in der Contol Point Table machen, indem man die Punkte mit sichtbar großen Ausreißerwerten einfach löscht. Nach dem Löschen müssen die verbleibenden (hoffentlich korrekten) Punkte neu optimiert werden, ohne dass die falschen Punkte dabei stören. Also drückt man nach jeder Änderung der Kontrollpunkte einmal auf "Optimize now" oder einfach auf <F5>.
In vielen Fällen reicht die Qualität der Punkte nach dem Entfernen der Ausreißer. Manchmal aber auch nicht. Weil das Programm die Bilder nicht beurteilen kann, muss der Fotograf nun alle Punkte löschen, die eine mindere Qualität haben. Das sind meist die Punkte, die sich auf bewegten Motiven (Menschen, Wasser, Pflanzen, Wolken, Schiffe usw.) befinden. Und wieder wird neu optimiert.
Nach dem Löschen der schlechten Punkte kann es vorkommen, dass einige Bilder zu wenige Kontrollpunkte haben, oder dass die vorhandenen Punkte zu ungünstig (z.B. nur in der Bildmitte) sitzen. Dann ist es ratsam, in den Randbereichen einige manuelle bzw. halbautomatische Punkte zu erzeugen, gerade dann, wenn es an diesen Stellen noch sichtbare Stitchingfehler gibt.
Zum Einpflegen des Nadirbilds, das oft schräg aufgenommen wird (siehe auch "Viewpoint"-Funktion), optimiere ich erst alle anderen Bilder. Die sollen durch das Nadirbild auch nicht mehr verformt werden. Also nehme ich bei diesen Bildern sämtliche Haken raus, auch die globalen Optionen (Haken an der linken Seite), und lasse sie allein beim Nadirbild drin. Damit stelle ich sicher, dass jetzt nur noch das eine Bild verformt und angepasst wird.
Der Optimizer hat also wirklich eine Menge zu rechnen, und wartet nur darauf, dass die Punkte, die er optimieren soll, eine möglichst hohe Qualität haben.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »pano-toffel« (23. Oktober 2013, 17:46)