Hey Leute,
Auf der Suche nach Infos zum Erstellen digitaler gestitchter Panoramas bin ich bei diesem Forum gelandet.
Schön viele gute Infos & Bilder hab ich hier schon gefunden. Erstmal danke an euch alle auf diesem Weg!
Als Neuling in dieser Community möcht ich aber auch gleich mal was zur
Sache beisteuern: Seit vielen Jahren fotografiere ich recht regelmäßig
mit einer alten, russischen Krasnogorsk FT-2.
Diese Kamera hat, so simpel sie auch ist, einige "Eigenheiten", und im
Laufe der Zeit hat sich da ein Workflow herauskristallisiert, den ich
hier mit euch teilen möchte, für den Fall, daß noch jemand mit so einer
Kamera arbeitet (oder sie rumliegen hat und gerne benutzen möchte).
Bei der FT-2 handelt es sich um einen russischen Panoramapanzer, der in
den 60er Jahren gebaut wurde. Ich habe die Info bekommen, daß die
ersten beiden Nummern der Seriennummer auf das Baujahr schließen lassen
sollen (demnach wäre meine Bj. 60), kann das allerdings nicht
bestätigen. Die Kamera besitzt ein 50mm-Objektiv mit Öffnung 1:5,0, das
in einer rotierenden Trommel untergebracht ist. Es stehen 3 (4)
Verschlußzeiten zur Verfügung, die mit Hemmwerken vom Typ
"Telefonwählscheibe" (Fliehkraftbremsen mit Schneckengetriebe) gebildet
werden: 1/400" komplett ohne Hemmung ("raboiiing..."); 1/200" &
1/100" je mit einem der Hemmwerke und dann noch n bissl langsamer
(geschätzte 1/50") mit beiden Werken.
Der Film (normaler 35mm Film, untergebracht in Spezialpatronen) kann an
einem Rad weitertransportiert werden; dabei dreht sich der Zeiger vom
Bildzählwerk. Ein Bild ist weitergeschaltet, wenn sich der Zeiger 3x
komplett gedreht hat und dann auf der nächsten Ziffer steht.
Sinnvollerweise gewöhnt man sich an, nach dem Belichten immer sofort
(!) den Film weiterzutransportieren, aber den Verschluß (Trommel) erst
vor der nächsten Aufnahme zu spannen. So kann man das Risiko von
Doppelbelichtungen / Leerschaltungen sowie das versehentlich Auslösen
in der Tasche minimieren (ist mir in den letzten Jahren praktisch nie
mehr passiert).
Der Klapp-Sucher hinten dran mach meiner Meinung nach wenig Sinn... ich
habe ihn abgeschraubt, da er mich durch sein Rumklappern genervt hat
(hierzu: siehe unten, Kompaß!). Allerdings müssen unbedingt die
Schrauben wieder ins Gehäuse sonst wird die Kamera undicht! Bzw, was
heißt hier eigentlich "wird"...
Im Normalzustand sind die Kameras nämlich praktisch alle nicht
lichtdicht... Es kommt Licht von oben durch die Schlitze, wo die
Hemmwerke und Verschlußzeitenwähler sitzen! Das muß abgedichtet werden!
Hierzu kann man ein Stück Alufolie unter die Oberseite des
Kamerainnenraums kleben. Ich habe diesen sicherheitshalber noch schwarz
angemalt; ist allerdings wohl nicht sooo wichtig, da die Kamera ja
sowieso durch den "Rüssel" belichtet, der im Inneren ausreichend vor
Streulicht schützt.
Die Kamera gibt´s mit und ohne einem Rad auf der Unterseite, an dem die
Spannung der Antriebsfeder eingestellt werden kann. Ich besitze die
(angeblich nicht so gute, laut Jaro Poncar) Version mit diesem Rad (bei
der anderen Version gibt´s das Rad wohl auch, aber es ist nicht von
außen zugänglich). Ich hatte mit diesem Rad Probleme mit einem
Stativkopf mit Gummiplatte. Die Stativplatte hat Druck auf das Rad
ausgeübt, dadurch hat die Kamera blockiert. Nachdem ich die beiden
Knebel auf diesem Rad etwas runtergefeilt hatte lief´s aber auch auf
dem Stativ prima.
Als Filmmaterial verwende ich heutzutage fast ausschließlich
Colornegativfilm mit 200ASA. Es hat sich dabei folgender Workflow als
perfekt erwiesen:
- Im Wechselsack wird ein 36er Film komplett aus der Patrone herausgezogen und eng an der Patrone abgeschnitten.
- Ohne ihn festzukleben wird der Film nun seitenrichtig (!!) auf die
FT-2-Spule gewickelt. Die Patrone wird, natürlich immer noch im Sack,
geschlossen und mit Tesafilm zugeklebt (zur Sicherung) sowie mit dem
Filmtyp beschriftet. Wenn man mehrere Patronen hat, kann man so mehrere
Filme vorladen und ist unterwegs nicht auf 12 Aufnahmen beschränkt.
- Beim Einlegen des Filmes klebe ich den Filmanfang (das abgeschrägte
Stück) mit Tesa an der Aufwickelspule fest. Diese wird daraufhin
verschlossen und auch mit Tesa gesichert (das Sichern mit Tesa ist bei
den Originalspulen nicht unbedingt nötig, bei den Nachgefertigten
jedoch schon!). Wenn beim Einlegen des Filmes Wechselsack oder
abgedunkelter Raum zur Verfügung steht kann man den Film dann im
dunkeln aus der Patrone ziehen bis er fertig eingelegt ist - damit hat
man die Gerwährleistung, daß man 12 Aufnahmen auf den Film kriegt
(sonst reicht´s manchmal nur für 11). Wenn ich im dunkeln eingelegt
habe reichen 1-2 Umdrehungen und auf "1" drehen bis zur ersten
Aufnahme, ansonsten lieber min. 4 Umdrehungen des Bildzählers bis zur
ersten Aufnahme.
- Nach dem kompletten Belichten zieht´s den (nicht festgeklebten Film)
einfach aus der Vorratsspule. Man merkt das am Stehenbleiben des
Zählers.
- Den belichteten Film wickel ich nun (wieder ohne ihn festzukleben) in
eine wiederbefüllbare Plastik- oder Metall-KB-Patrone. Das Schwänzchen
darf dabei rausgucken, d.h. die Laborleute haben´s einfacher beim
Einlegen des Filmes in´s Minilab. Den Film sollte man aber unbedingt
als belichtet markieren!! Entwickeln laß ich nur in Minilabs, wo ich
warten (und gegebenenfalls schnell genug auf die Finger kloppen kann,
wenn die anfangen wollen zu schneiden...) kann bis der Film entwickelt
ist. Die Plastikpatrone nehm ich dann wieder mit. Der in jeweils
2er-Streifen geschnittene Film paßt prima in die DIN A4-Ablageblätter
für KB-Filme (eigentlich für 6er Streifen gedacht).
Die Vorteile davon:
- Ich muß den Film nicht umspulen, es geht richtig fix.
- Das Labor bekommt ne stinknormale KB-Spule mit Film, kann also kaum was falsch machen.
- Ich laufe nicht gefahr, daß das Labor eine der wertvollen FT-2-Spulen verschludert.
- Unterwegs hab ich nur vorgeladene FT-2 Spulen sowie Tesafilm und einen Kompaß dabei.
À propos Kompaß: Mit einem normalen Schweizer Armee-Peilkompaß kann man
prima und recht genau den Aufnahmewinkel bestimmen. In Kamerarichtung
ausgenordet nimmt die Kamera +/- 60°, also von 300° - 60° auf der Rose
auf, wenn die Kamerablickrichtung bei 0° ist. Geht in der Praxis prima!
(natürlich nur bei horizontalen Panoramen).
Und dann: Die Spezialspulen...
Ich bin in der glücklichen Lage, 6 Stück davon zu besitzen (neeeee, ich
verkaufe davon KEINE!!). Damit kann ich für unterwegs also 5 Filme
vorladen. Ich habe 2 Originalspulen sowie 4 nachgefertigte aus Messing
mit Aluspule. Diese Spulen hat mal vor langer Zeit jemand bei uns an
der FH Köln mit tierischem Aufwand nachgebaut (aus dem Vollen gefrästes
Messinggehäuse), allerdings haben diese Spulen immer dadurch blockiert,
daß sich die Spule zwischen Gehäuse und Plastikeinsatz verklemmt hat.
Das hat unglaublich genervt!! Ständig hat die komplette Kamera
blockiert und man konnt das weitere Arbeiten vergessen... Ich habe
diese Spulen damals umbauen lassen; sie sind jetzt beidseitig zentriert
und laufen mittlerweile wesentlich besser als die originalen. Ich werde
dazu mal bei Bedarf die Tage noch Bilder und weitere Infos posten,
vielleicht hat ja noch jemand solche Spulen und möchte sie auf diese
Weise gangbar machen.
Soo, das war erstmal mein kleiner FT-2 Erfahrungsbericht... Ich hoffe, hier findet sich jemand, der damit was anfangen kann...
Viele Grüße & lange Bilder wünscht:
Salossi