Hallo Xside,
ich benutze für Gigapanos einen Manfrotto
Getriebeneiger. Das ist ein Dreiachsenneiger der sich mit Schneckentrieben sehr fein einstellen lässt. Wegen einiger Einschränkungen ist das sicher keine optimale Lösung (und wohl keine Alternative zum Merlin) aber vielleicht doch einer Betrachtung wert.
Mit um die 200 Euro ist das Teil nicht gerade billig, aber da es nicht nur von Panografen benutzt wird, sollte es nicht schwer sein so etwas gebraucht zu finden.
Die Kamera (50D + EF 70-200 bei 200mm) montiere ich direkt auf dem Getriebeneiger. Auf eine genaue Einstellung des Nodalpunktes verzichte ich. Das hat mir bisher keine Probleme gemacht, denn
- bei langen Brennweiten liegt der Nodalpunkt sehr weit hinten, oft sogar hinter der Kamera, so dass eine Drehung um die Staivschraube der Kamera nicht so weit vom Nodalpunkt entfert liegt
- bei den kleine Verschwenkwinkeln, die für lange Brennweiten erforderlich sind, bleiben Paralaxenfehler sehr klein
- die typischen Gigapixelmotive sind in der Regel nicht anfällig für Paralaxenfehler
Ich habe es noch nie ausprbiert, aber ich gehe davon aus, dass es schwierig bis unmöglich ist damit eine vollspärisches Panorama zu erstellen, nicht zuletzt deshalb, weil die vertikale Verschwenkung auf +90° bis -30° (oder bei anderer Kameramontage +30° bis -90°) beschränkt ist. Flächenpanoramen sind aber kein Problem.
Dafür ist es aber möglich sehr kleine Verschwenkwinkel zu realisieren. Für eine (z.B. horizontale) Verschwenkung von 360° sind 50 ganze Umdrehungen am Einstellrad des Schneckentriebs erforderlich. Das sind 7,2° pro ganzer Drehung. Bei entsprechenden Markierungen auf dem Einstellrad (z.B. auf einem Klebeband) lassen sich 1/10 Umdrehungen sauber einstellen, d.h. Verschwenkungen von 0,72° (und das Spiel der Triebe ist sehr viel kleiner).
Der Sensor einer Crop-Kamera hat etwa die Abmessungen 15mm x 22,5mm (hoffentlich stimmt das). Bei einer Brennweite von 400mm entspricht das den Bildwinkeln arctan(15mm/400mm) = 2,15° in der kurzen Richtung bzw. arctan(22,5mm/400mm) = 3,21° in der langen Richtung des Sensors. Abzüglich einer Überlappung von 30% macht das Verschwenkungen von 1,5° bzw. 2,25°. Das würde ich mit dem Getriebeneiger durch 2/10 Drehungen (1,44°) bzw 3/10 Drehungen (2,16°) realisieren. Und dabei wäre noch Luft für kleine Fehleinstellungen. (Hoffentlich habe ich mich nicht verrechnet.)
Ich habe das bisher nur mit 200mm gemacht aber rein theoretisch ist mit dem Getriebeneiger ein Gigapano mit 400mm möglich (Monotoniefestigkeit vorausgesetzt, denn man muss einige 100 mal bis zwei bzw. drei zählen. Auch sollte man eine Sehnenscheidenentzündung von Daumen und Zeigefinger einkalkulieren

(vielleicht ist der Merlin doch die bessere Alternative

))
Viel mehr Sorge würde mir bei 400mm Brennweite die Schwingungsfreiheit des Stativs machen.
Gruß
till
Edit: Tippfehler bei den Zahlen verbessert